Führungskräfteentwicklung in China – ein Erfahrungsbericht

Führungskräfteentwicklung in China – ein Erfahrungsbericht

Trainieren in China – geht das? Und wenn ja, wie?

Immer mehr international tätige Unternehmen gehen dazu über, ihre Personalentwicklungsprogramme weltweit zu implementieren. Dies ist oft vom Wunsch geleitet, über nationale und kulturelle Grenzen hinweg ein möglichst einheitliches Führungsverständnis herzustellen, mithin eine gemeinsame Führungskultur zu etablieren. Ich habe in den letzten Jahren mehrere dieser internationalen Projekte erfolgreich durchgeführt, z.B. in China, Singapur und Südafrika.

Deutsche Unternehmen sind seit nunmehr über 40 Jahren mit Tochter- oder Joint-Venture-Unternehmen in China vertreten. Während die Führungskräfte der unteren und mittleren Ebenen heute meist lokal rekrutiert werden, besteht das Top Management nach wie vor häufig aus internationalen Expatriates. Die Zusammenarbeit ist vor dem Hintergrund unterschiedlicher kultureller Prägungen eine riesige Herausforderung. Das gilt auch für die Führungskräfteentwicklung.

Bei der Vorbereitung, Konzeption und Durchführung ergeben sich folgende zentralen Fragestellungen:

  • Wie lernen Chinesen? Wenn wir von einem gegenwärtig noch immer vorherrschenden „lehrerzentrierten“ Lernstil ausgehen – wie werden die Teilnehmenden auf interaktive Methoden reagieren und sind sie überhaupt bereit, von Peer zu Peer voneinander zu lernen?
  • Die chinesische Kultur gilt als kollektivistisch. Die Zurschaustellung oder Besprechung der eigenen Persönlichkeit mit ihren Stärken und Schwächen ist nicht üblich. Können offene Plenumsrunden, Selbstreflexionsschleifen und der Austausch darüber hilfreiche Methoden sein?
  • Bekanntlich wird in asiatischen Kulturen großer Wert auf die Wahrung des Gesichts gelegt. Ist Feedback ein wirksames und hilfreiches Instrument und wenn ja, wie kann ich es behutsam einführen und gewinnbringend anwenden? Und wie sieht es mit praktischen Übungen aus (Spiele, Rollenspiele, Simulationen), bei denen Entwicklungsfelder zutage treten können?
  • Können chinesische Führungskräfte mit westlichen Management-, Führungs-, und Kommunikationsmodellen überhaupt etwas anfangen?
  • In welcher Sprache soll trainiert werden?
  • Wie reagieren chinesische Führungskräfte auf westliche Trainer? Wie kann ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden?

In meinen Trainings in China habe ich mich von Anfang an für interaktive Methoden entschieden und bewusst auf Powerpoint-Vorträge verzichtet. Die meisten Teilnehmenden haben sich schnell und bereitwillig auf diese Arbeitsweise eingelassen und sie als bereichernde Lernmöglichkeit entdeckt. Insbesondere praktische Übungen mit Feedback und ganz grundsätzlich spielerische Lernansätze finden großen Anklang.

Um Rücksicht auf etwaige Barrieren im Plenum zu nehmen bietet sich einerseits die Arbeit in Kleingruppen an. Andererseits ist es mir ein Anliegen, die Teilnehmenden darin zu stärken, auch in größeren Gruppen mutig aufzutreten und sich zu positionieren. Die Entwicklung der Teilnehmenden über die Monate zu beobachten sind echte Sternstunden des Trainerinnendaseins.

Als besonders fruchtbar erlebe ich den Austausch in gemischten Gruppen, bestehend aus lokalen und ausländischen Führungskräften. Die im Verlauf des Trainings von den Teilnehmenden eingebrachten Fälle und aktuellen Führungssituationen können dann noch nachvollziehbarer unter dem Blickwinkel kultureller Unterschiedlichkeit (oder Gemeinsamkeiten) besprochen werden. Gleichzeitig gilt es, die Abgrenzung zwischen Nationalkultur, Unternehmenskultur und Persönlichkeit zu schärfen und zu verhindern, dass etwaige Unterschiede einfach „der Kultur“ zugeschrieben werden.

Meine Auftraggeber entscheiden sich meist für eine Durchführung auf Englisch, bei Trainings für das untere Management häufig auch Chinesisch. Hier gilt es die richtige Balance zu finden zwischen der Anforderung an eine Führungskraft eines internationalen Unternehmens, ein Führungskräfteprogramm auf Englisch durchlaufen zu können, und dem Ansatz, persönliche und berufliche Entwicklung unabhängig von möglicherweise fehlenden Sprachfertigkeiten zu ermöglichen.

Sie wollen Ihr Führungsprogramm international durchführen?
Dann sprechen Sie mich an. Zusammen mit meinen Netzwerkpartner*innen sind wir in der Lage, Ihr Programm inhaltlich, methodisch und sprachlich anzupassen.

Führungskräfteentwicklung in China

Schreibe einen Kommentar